Noch heute prägen die ehemaligen jüdischen Geschäfts- und Warenhäuser wie z.B. das Kaufhaus Lewin (heute Thalia) das unverwechselbare Stadtbild Halles. Sie zeugen von einer glanzvollen Vergangenheit der jüdischen Gemeinschaft, die maßgeblichen Anteil am Aufstieg Halles zur mitteldeutschen Industriemetropole hatte. Für Juden und Jüdinnen Halles war die Zeit der Weimarer Republik eine Phase der Emanzipation und Prosperität, in der sie ein integraler Bestandteil der Stadtgesellschaft waren. Jüdische Künstler:innen und Wissenschafter:innen bestimmten von Halle aus deutschlandweit die wissenschaftliche und geistig-kulturelle Entwicklung der Zeit mit. Zu ihnen zählten die Bauhaus-Künstlerin Marguerite Friedlaender-Wildenhain, die Indologin Betty Heimannn, der Philosoph Edmund Husserl, die Rechtswissenschaftler Guido Kisch und Ernst Grünfeld, der Architekt Alfred Gellhorn, der Theaterdirektor Leopold Sachse und der Chefredakteur der Saalezeitung Martin Feuchtwanger.
Die jüdische Gemeinde setzte ein eigenes Zeichen der Moderne mit dem Bau einer neuen Trauerhalle auf dem dritten jüdischen Friedhof in der Boelckestraße (heute Dessauer Straße). Der Leipziger Architekt Wilhelm Haller ließ 1929 einen der damals originellsten Friedhofsbauten Deutschlands im expressionistischen Stil errichten. Der jüdische Kultbau wurde in der Zeit des Nationalsozialismus in Brand gesteckt und im Anschluss „als entartet optisch neutralisiert“. Er diente fortan als Sammellager für die Deportationen von Jüdinnen und Juden in die Vernichtungslager.
Zeitstrahl Halle
- ↑ Zerstörung der halleschen Synagoge – 9. November 1938
- ↓ Erweiterung der Synagoge – 1885