Meine Arbeit am Phantomprojekt begann 2009. Zu diesem Zeitpunkt lehrte ich Kunstgeschichte in Bezalel (Akademie für Kunst und Design in Jerusalem) und meine Forschung befasste sich hauptsächlich mit den Wechselbeziehungen zwischen Kunst und Politik in Deutschland und Israel. In diesem Jahr wurde ich vom Goethe-Institut zu einer Exkursion eingeladen und ich begann nebenher Fotografie zu studieren, sodass es für mich nur natürlich erschien, während meiner Reise zu fotografieren. Ich hatte eine sehr klare Vorstellung von den Orten, die ich in Deutschland besuchen wollte: Alle diese Orte waren entweder in Nutzung befindliche oder verlassene Gebäude, die während der Nazizeit eine Funktion hatten. Als ich meine erste Reise beendet hatte (sie dauerte fast 30 Tage), war ich nicht sicher, ob ich dieses Projekt fortsetzen würde: Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit wie auch mit der aktuellen Erinnerungskultur erwies sich für mich als sehr intensiv. Es bestand ein großer Unterschied zwischen dem Schreiben als eine von den Ereignissen losgelöste und ‚neutrale‘ Historikerin und dem Fotografieren dieser Orte als individuelle Künstlerin mit einer Familiengeschichte.
Heute nach dem nun elf Jahre vergangen sind und ich über 33 solcher Reisen absolviert habe, kann ich mit Sicherheit sagen, dass dies mein Lebensprojekt ist. Im Jahr 2014 habe ich mein erstes Buch – The Nazi Phantom – veröffentlicht, das auf diesem Projekt basiert. Zwei Jahre später habe ich eine interaktive Website mit ein paar hundert Fotos (von den 50 000 oder mehr, die ich im Laufe der Jahre gesammelt habe) eingerichtet.