Ein Haus namens Liebe

Von der Freifläche der Stiftung Neue Synagoge Berlin aus, wo sich früher der Synagogenhauptraum befand, blickt man auf ein leerstehendes, rotes Backsteingebäude: Das ehemalige Kinderheim Ahawah (dt. „Liebe“). Vom Architekten Eduard Knoblauch geplant, der wenig später auch die Neue Synagoge entwarf, diente das Haus zunächst als Krankenhaus der jüdischen Gemeinde. Ab 1916 beherbergte es eine jüdische Kindervolksküche, aus der 1922 das reformpädagogisch ausgerichtete jüdische Kinderheim Ahawah entstand. Zunächst als Heim für Flüchtlingskinder aus (Mittel-) Osteuropa gedacht, wurde es bald zum Aufnahmeort für Kinder aus prekären wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen. Der Gründerin, Beate Berger, gelang es, nach der nationalsozialistischen Machtübernahme ein Kinderheim mit gleichem Namen in Kirjat Bialik einzurichten und in den Jahren bis 1939 knapp 100 Kinder aus der Berliner Ahawah und weitere 200 Kinder aus Europa nach Palästina zu bringen. Die meisten der in Berlin gebliebenen Kinderheimbewohner wurden in Konzentrationslager deportiert und ermordet. Zu DDR-Zeiten zog die Oberschule Bertolt Brecht in das Gebäude, die auch Regina Scheer besuchte. Nach der Wende forschte sie nach der Geschichte des Hauses und veröffentlichte sie unter dem Titel „Ahawah. Das vergessene Haus. Spurensuche in der Berliner Auguststraße“. Im November 1992 wurde im Innenhof eine erste Gedenktafel angebracht, 1998 eine weitere, die im Februar 2012 überarbeitet und erneuert wurde.

Links: 10 Jahre Ahawah, Berlin 1932. Quelle: Centrum Judaicum, Archiv

Rechts: Das leerstehende Gebäude der Ahawah heute von der Freifläche der Stiftung Neue Synagoge aus. © Centrum Judaicum Foto: Henry Lucke

Zeitstrahl Berlin

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