Das Pogrom am Pfaffenberger Weg in Solingen

Obwohl Einzelaktionen gegen Juden verboten waren, ließen sich in der Nacht vom 12. auf den 13. Juli 1941 die Teilnehmer eines Schulungsabends der NSDAP-Ortsgruppe Solingen-Dorp zu einem Pogrom hinreißen. Reichlich alkoholisiert war ein Teil der Männer nach einem anschließenden Zechgelage zum „Judenhaus“ Pfaffenberger Weg 190 weitergezogen. Unter Droh- und Schmährufen wurden die Fensterscheiben mit Steinen eingeworfen.

Es folgte eine brutale Prügelorgie gegen das Ehepaar Walter und Herta Brauer, dem es schließlich gelang, aus dem Haus zu fliehen. Vera Stock und Gisela Freireich wurden in ihren Betten mit Stöcken blutig geschlagen und anschließend die Treppen heruntergezerrt. Zwei weitere Frauen konnten sich noch rechtzeitig im Haus verstecken. Der zuständige Polizeiwachtmeister Hubert Küpper erzwang auf eigene Faust den Transport von Vera Stock, die lebensgefährliche Kopfverletzungen und Knochenbrüche erlitten hatte, ins Krankenhaus.

Obwohl die Angelegenheit Wellen bis nach Berlin schlug, wurden die Täter juristisch nicht belangt. Die strafrechtliche Verfolgung des Pogroms vom Pfaffenberger Weg gehörte nach dem Krieg zu den ersten Prozessen, die in die Wege geleitet wurden. Den Angeklagten konnte zwar kein Vorsatz nachgewiesen werden, dennoch stellte das Gericht die besondere Brutalität der Misshandlungen heraus. Die Täter wurden zu Strafen zwischen zehn Monaten und zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt.

Pfaffenberger Weg 190, Luftbild von 1928, Geoportal Solingen. Copyright: Kartendienst (WMS): © Land NRW (Geobasis NRW, Köln) Datenlizenz Deutschland – Namensnennung (DL-DE/BY-2.0)

Zeitstrahl Solingen

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