Nach einer schwierigen inneren Erneuerungsphase der jüdischen Gemeinde übernahm im Februar 1999 Max Privorozki den Gemeindevorsitz, der die Belange der Gemeinde in der Stadt vertritt und Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Sachsen-Anhalt ist; der Landesverband ist Mitglied im Zentralrat der Juden in Deutschland. Die jüdische Gemeinde Halles zählt derzeit 555 Mitglieder (Stand 2018, ZWST)und besitzt ein aktives Gemeindeleben mit zahlreichen Aktivitäten und Angeboten für ihre Mitglieder. Dazu zählen unter anderem Kurse für Erwachsene (Sport, Sprachunterricht und mehr), Kinder-und Jugendangebote, eine Sozialabteilung, eine eigene Bibliothek sowie das gemeinsame Feiern von Gottesdiensten und Festtagen.
Um das Engagement für die jüdische Gemeinde in Vergangenheit und Gegenwart zu würdigen, stiftete die Gemeinde 2003 den Emil-Fackenheim-Preis. Er wurde bisher sieben Mal verliehen. Zu den Preisträger:innen zählen u.a. der Theologe Dr. Gerhard Begrich, die Retterin des Gemeindearchivs Gudrun Goesecke, ein Schulprojekt vom Philanthropin um Dessau und der Sekundarschule Harzgerode sowie der „Marsch des Lebens e.V“. 2010 erfolgte die Verleihung des Preises an das Seminar für Jüdische Studien der MLU Halle-Wittenberg, dessen damaliger Professor Dr. Guiseppe Veltri den Anstoß zur Gründung des Freundeskreises „Leopold Zunz Zentrum e.V.“ gab, der seit 2013 die Jüdischen Kulturtage in Halle veranstaltet. Am 9. Oktober 2019 fand am Jom Kippur ein Attentat auf die Synagoge und den Kiez-Döner in Halle statt. Zwei unbeteiligte Menschen verloren dabei ihr Leben. Die schwer erschütterte Stadtgesellschaft bekundete ihre Solidarität mit der jüdischen Gemeinde in öffentlichem Gedenken. Über 900 Solidaritätsbekundungen aus aller Welt in Form von Briefen, E-Mails und Geschenken erreichten die Gemeinde. Sie wurden in einem Buch zusammen gefasst und zur Enthüllung des Denkmals für die Opfer des Anschlagsauf dem Gelände der Synagoge am 9. Oktober 2020 präsentiert.
Links: Verleihung des Emil-Fackenheim-Preises an Schülerinnen und Schüler des Philanthropinum Dessau und der Sekundarschule Harzegerode in der Synagoge im Jahr 2014. Foto: Jüdische Gemeinde zu Halle
Rechts: Am Nachmittag des 09.10.2020 enthüllte die Jüdische Gemeinde im Innenhof der angegriffenen Synagoge ein Mahnmal. Im Zentrum des Kunstwerks steht die Tür des Gotteshauses, die am 9. Oktober 2019 den Schüssen des Attentäters standhielt. Die Tür habe standgehalten und sei dennoch ein Zeichen der Zerstörung, sagte der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, bei der Enthüllung. Die Tür mit den sichtbaren Einschusslöchern wird von einer Eiche gehalten, deren Äste eine Hand darstellen.
Zeitstrahl Halle
- ↑ Eröffnung von 7Places – 9. November 2020
- ↓ Die jüdische Gemeinde in der Nachkriegszeit – 1947