Durch den wirtschaftlichen Aufschwung gewann die Stadt im 19. Jahrhundert zunehmend an Attraktivität für Zuwanderer, darunter auch für die Ansiedlung jüdischer Bürgerinnen und Bürger. Als Halle im Jahre 1890 mit hunderttausend Einwohnern in die Reihe deutscher Großstädte aufrückte, lebten hier 660 Jüdinnen und Juden. In kürzester Zeit hatte die Zahl der Gemeindemitglieder zugenommen, was sich auch in baulichen Veränderungen der Gemeinde niederschlug. Nachdem der alte jüdische Friedhof in der Gottesackerstraße (Töpferplan) wegen Überbelegung geschlossen werden musste, richtete die jüdische Gemeinde 1869 einen neuen Begräbnisort in der Humboldtstraße 52 ein. Der 1870 eingeweihte gründerzeitliche Synagogenneubau musste bereits nach wenigen Jahren aufgrund des raschen Wachstums der Gemeinde vergrößert werden. 1885 konnte der Erweiterungsbau eingeweiht werden. Nun konnten 288 Männer im Parterre sowie 140 Frauen auf der Empore dem Gottesdienst beiwohnen.
Der neue Grundriss des Synagogenraumes entsprach dem Ritus einer liberalen Reformgemeinde und fasste Almemor/Bima, Toraschrein, Vorsängerpult und Kanzel an der Stirnseite des Raumes altarähnlich zusammen. 1901 erfolgte der Einbau einer Orgel.
Zeitstrahl Halle
- ↑ Bau der expressionistischen Trauerhalle – 1929
- ↓ Der erste eigene Rabbiner – 1858