Jüdisches Leben auf Norderney und der zunehmende Bäder-Antisemitismus

Zwischen 1885 und 1914 lebten zwischen 22 und 35 Juden und Jüdinnen auf Norderney (0,5 bis 1,1 % der Bevölkerung), 1933 waren es 28 Personen, 1935 nur noch 9. Höher war die Zahl der jüdischen Arbeiter:innen, Angestellten und Geschäftsinhaber:innen, die sich nur während der Badesaison in Norderney aufhielten. 1923 lebten dauerhaft 65 Juden und Jüdinnen, zumeist Schlachtergesellen, Dienstmädchen, Kindergärtnerinnen, Handlungsgehilfen, Kaufleute und Hoteliers. Unter ihnen waren auch ausländische Juden aus Russland und Österreich-Ungarn. Anders als in vielen Kurorten des Binnenlandes und den anderen ostfriesischen Inseln, die „christliche Gäste“ bevorzugten, wurden bis 1933 Juden auf Norderney akzeptiert, integriert und blieben von antisemitischen Schmähungen weitgehend verschont. Bereits nach 1871 bekundeten verschiedene deutsche Seebäder und Kurorte des Binnenlandes öffentlich, dass ihnen der Besuch jüdischer Gäste nicht genehm sei. Über Mitteilungen und Anzeigen im „Organ des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens“ konnten sich jüdische Urlauber:innen orientieren, welche Erholungsorte bzw. Beherbergungsbetriebe antisemitisch eingestellt waren. Unter den großen Nordseebädern galten Norderney, Helgoland, Wyk auf Föhr und Westerland/ Sylt als „judenfreundlich“, an der Ostsee auch Heringsdorf auf Usedom. „Judenfeindlich“ waren besonders das Nordseebad Borkum sowie das Ostseebad Zinnowitz auf Usedom. Jüdische Badegäste auf der Insel Norderney stellten in den 1920er Jahren einen ganz erheblichen Anteil der Kurgäste; zeitweilig sollen beinahe die Hälfte aller Erholungssuchenden Juden und Jüdinnen gewesen sein.

Zeitstrahl Norderney

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