„Juden-Boykott“ in Solingen

Der Textilkaufmann Albert Tobias stammte aus einer jüdischen Familie aus der Nähe von Neuwied. Er heiratete 1918 nach Solingen-Wald und gründete hier ein Herrenbekleidungsgeschäft. Obwohl mit einer Nicht-Jüdin verheiratet und selbst nicht religiös, war auch sein Geschäft wie viele andere Läden und Praxen am 1. April 1933 vom reichsweiten „Judenboykott“ betroffen. Die Drohgebärde schien sich jedoch bei den meisten nicht zu verfangen. Die Walder Kundschaft hielt die Aktion nicht davon ab, weiterhin bei ihm einzukaufen.

Nach den Unterlagen seines Freundes und Steuerberaters, der ihn bis November 1938 betreute, steigerte sich der Umsatz bis 1937 sogar deutlich. Durch die Ehe mit seiner nicht-jüdischen Frau Toni war Albert Tobias zunächst noch rechtlich zu einem gewissen Grad geschützt. In der Pogromnacht 1938 wurde sein Laden jedoch komplett verwüstet, Albert Tobias in „Schutzhaft“ genommen und ins KZ Dachau verschleppt.

Seine Frau ließ sich Anfang 1939 scheiden, um das Geschäft behalten zu können. Als Scheidungsgrund wurde die angebliche unsittliche Belästigung des ehemaligen Hausmädchens anerkannt. Da Albert Tobias nun nicht mehr durch die Ehe mit einer Nicht-Jüdin geschützt war, deportierte man ihn Ende Oktober 1941 von Köln nach Lodz. Er wurde Anfang Mai 1942 durch die Einleitung von Abgasen in einen LKW im Vernichtungslager Chelmno ermordet. Seine Leiche verscharrte man wie über hunderttausend andere im nahe gelegenen Wald.

Zeitstrahl Solingen

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