Am 3. Oktober 1797 wurde Norderney zur ersten Königlich-Preußischen Seebadeanstalt an der deutschen Nordseeküste ernannt. Bereits in den ersten Jahrzehnten nach der Gründung des Seebades reisten jüdische Badegäste nach Norderney. Sie kamen anfangs aus den ostfriesischen Städten, später auch aus Osnabrück, Bremen, Hamburg. 1820 gab es eine „israelitischen Garküche“ und Geschäfte verkauften spezielle jüdische Zuckerwaren. Mit dem Bau der Eisenbahn und nach der Gründung des Deutschen Reichs nahm 1871 die Zahl jüdischer Badegäste aus den Städten des Deutschen Reichs sowie den Nachbarstaaten zu.
Während sich auf den übrigen ostfriesischen Inseln kaum Juden und Jüdinnen niederließen, bildete Norderney eine Ausnahme. Schon früh verbrachten viele jüdische Badegäste, wie der Philosoph und Dichter Salomon Friedländer (Mynona; 1871-1946), der Geigenvirtuose und Komponist Joseph Joachim (1831-1907) oder der Kaufhaus-Gründer Georg Wertheim (1857-1939) ihre „Sommerfrische“ auf der Insel und im Zuge dessen siedelten sich jüdische Geschäftsleute mit ihren Familien dort an. Sie sorgten für die Unterhaltung und das leibliche Wohl der Badegäste. So betrieb beispielsweise der jüdische Bürger Samuel Hartog 1833 die Norderneyer Spielbank. Der Zuckerbäcker David Benedix Goldstein aus Norden beantragte 1840 eine Genehmigung für eine „israelitische Garküche“, die er während der Saison auf der Insel unterhalten wollte.
Durch die wachsende Anzahl jüdischer Badegäste erhöhte sich der Bedarf an Dienstleistungen, wie zum Beispiel der Zubereitung von koscherem Essen. Viele der Kurgäste reisten aus Großstädten wie Berlin, Hamburg und Breslau an.
Zeitstrahl Norderney
- ↑ „Judenbad“ Norderney – 1850