„Judenbad“ Norderney

Um 1850 ließ sich der aus Norden stammende Schlachter Abraham von der Wall in Norderney nieder und eröffnete eine koschere Schlachterei und ein koscheres Restaurant. Ihm folgten weitere jüdische Schlachter und Restaurantbesitzer, dazu zahlreiche Händler und Hoteliers. So galt Norderney schon vor dem Ersten Weltkrieg als reiches „Judenbad“, während von Borkum und anderen Inseln ein Antisemitismus ausging, der sich um 1900 unter anderem im Borkumlied manifestierte. Dort heißt es:

    „Borkum, der Nordsee schönste Zier,
    bleib du von Juden rein,
    laß Rosenthal und Levinsohn
    in Norderney allein.“

In dieselbe Kerbe schlägt das Wangerooger Judenlied. Dieses endet mit dem Refrain:

    „Und tausendstimmig schallet unser Schrei:
    Der Jud‘ muss ‚raus, er muss nach Norderney“

Die weiteren Nordseebäder wurden erst später zu solchen erklärt und versuchten deshalb, sich durch ihren Antisemitismus (zunächst sozusagen als Alleinstellungsmerkmal, das dann später immer deutlicher werden musste, da die anderen Inseln nachzogen) von Norderney abzuheben.

Ausschnitt einer Postkarte mit Vermerk: „Juden erträglich“ (unterstrichen), 1903, Abbildung: Stadtarchiv Norderney.

Zeitstrahl Norderney

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