Eröffnung der Norderneyer Synagoge

Die jüdische Gemeinde Norderney war keine selbstständige Synagogengemeinde, sondern eine Filialgemeinde von Norden. Sie verfügte jedoch über eine eigene Synagoge, die vornehmlich den hier weilenden jüdischen Badegästen zur Verfügung stand. Im Zusammenhang mit dem Badebetrieb siedelten sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts auch jüdische Familien auf der Insel an; sie wollten mit ihrem Gewerbe, z.B. einem Restaurant mit koscherer Küche, vom florierenden Tourismusgeschäft auf der Insel profitieren. Jüdische Gottesdienste fanden zunächst im Haus der Gebrüder von der Wall statt. Für die Gründung einer eigenständigen Synagogengemeinde lebten lange Zeit nicht genügend Menschen jüdischen Glaubens auf Norderney. Trotzdem baute man hier 1878 eine Synagoge, die zunächst nur zur Saison betrieben wurde. Dies stellt – auch im jüdischen Recht – einen außergewöhnlichen Fall dar, womit sich unter anderem die lange Zeit von der Antragstellung bis zur Genehmigung des Baus erklären lässt. Die finanziellen Mittel stammten aus privater Hand. Die Geldgeber waren im ganzen Reich verteilt, unter ihnen jedoch kaum Ostfriesen. 1878 wurde die Synagoge in der Schmiedestraße feierlich eingeweiht. Die Synagoge in Norderney war dank Spenden wohlhabender jüdischer Badegäste errichtet worden. Sie wurde bis 1933 als solche genutzt. Jahre später wurde sie von einem Geschäftsmann gekauft, der hier einen Lagerraum einrichtete.

Über die Eröffnung der Norderneyer Synagoge berichtete die „Ostfriesische Zeitung” am 10.8.1878:

„Heute Morgen fand die feierliche Eröffnung der hier neu gebauten Synagoge statt, welche hauptsächlich aus freiwilligen Gaben hier anwesender Kurgäste hergestellt ist. … übergab der Herr Landdrost v. Zakrzewski das Gotteshaus im Namen Sr. Maj. des Kaisers der jüdischen Glaubensgenossenschaft. Die Ehrengäste, die Gemeindemitglieder und die übrigen Anwesenden begaben sich daraufhin in die Kirche und nahmen ihre Plätze ein. Unter Begleitung eines von Damen ausgeführten Gesanges wurden darnach die Gesetzesrollen und ein von einem anwesenden Badegaste geschenkter silberner Weihebecher vor das Allerheiligste getragen. …  Nachdem hiernach die Thoras in die heilige Lade gesetzt, hielt nach einem abermaligen Gesange der Herr Dr. Prager aus Hannover die Festpredigt, … Ein Schlußgebet schloß die feierliche Handlung.“

Ein jüdischer Friedhof auf der Insel existierte zu keiner Zeit; Verstorbene mussten auf das Festland überführt werden.

Die Synagoge auf Norderney. Links der Eingang, der Ausbau an der Ostseite bildete die Nische für den Toraschrein. In der Synagoge fanden in der Badesaison für die jüdischen Badegäste und Einwohner Gottesdienste statt. Die Synagoge war juristisch nicht an eine eigenständige Synagogengemeinde gebunden (Norderney war eine Filiale der Synagogengemeinde Norden), sondern befand sich in der Trägerschaft einer Stiftung. Abbildung Stadtarchiv Norderney, Fotografie, um 1885.

Zeitstrahl Norderney

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