Richard Stern (1899–1967) war einer der etwa 100 000 Juden, die während des Ersten Weltkriegs für Deutschland gekämpft hatten. Für seine besonderen Verdienste wurde er mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse geehrt – doch der Respekt und die Dankbarkeit hielten nicht lange an. Während des sogenannten Judenboykotts am 1. April 1933 riefen die Nationalsozialisten dazu auf, nicht bei Juden zu kaufen und keine jüdischen Ärzte und Anwälte aufzusuchen. Richard Stern leistete Widerstand.
Er trug an diesem Tag seine militärische Auszeichnung aus dem Ersten Weltkrieg und stellte sich vor den Eingang seines Bett- und Polsterwarengeschäfts in Köln neben den hier positionierten SA-Mann. Zuvor hatte er ein selbstverfasstes Flugblatt drucken lassen, in welchem er an die Solidarität der Kölner appellierte und gegen den Boykott protestierte. Er verwies hier ausdrücklich auf die Verdienste jüdischer Frontsoldaten im Ersten Weltkrieg und zitierte eine in diesem Zusammenhang zynische Aussage von Adolf Hitler, Wilhelm Frick und Hermann Göring: „Wer im III. Reich einen Frontsoldaten beleidigt, wird mit Zuchthaus bestraft.“ Für sein Verhalten wurde er festgenommen.
Während des Pogroms wurden seine Wohnung und sein Geschäft überfallen und verwüstet. Er konnte rechtzeitig fliehen, tauchte unter und entging so der Inhaftierung. Er schaffte es noch 1939 – kurz vor Kriegsausbruch – in die USA zu fliehen. Dort schloss er sich 1942 der amerikanischen Armee an und kämpfte gegen das NS-Regime, das ihn ausgeschlossen und verfolgt hatte. Für seinen Einsatz erhielt er den „Silver Star“, die dritthöchste Auszeichnung der amerikanischen Streitkräfte.
Zeitstrahl Köln
- ↑ Henry Gruen – Zeuge der Novemberpogrome – 9. November 1938
- ↓ Die Synagoge in der Roonstraße – 22. März 1899