Was genau in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 in der und um die Neue Synagoge Berlin geschah, ist nicht eindeutig geklärt. Fest steht, dass sich nationalsozialistische und marodierende Gruppen Zutritt zum Gebäude verschafft haben, größere Verwüstungen anrichteten und anfingen, Feuer zu legen. Die Neue Synagoge brannte in dieser Nacht aber nicht aus. Zeitzeugen erwähnen das schnelle Eingreifen des Portiers und anderer beherzter Leute, andere betonen den Einsatz des Polizeireviers am Hackeschen Markt. Die dort tätigen Polizisten Willi Steuck und Otto Bellgardt warnten im Nationalsozialismus Juden vor Razzien, stempelten gefälschte Ausweise. Höchstwahrscheinlich waren sie es auch, die den Mob vertrieben und die Feuerwehr riefen. Vor allem ihr Vorgesetzter, Wilhelm Krützfeld, der seit 1937 Vorsteher des Polizeireviers war und sich 1943 vorzeitig pensionieren ließ, wird im Zusammenhang mit der Bewahrung der Neuen Synagoge vor der vollständigen Zerstörung immer wieder genannt. 1992 wurde sein Grab in Berlin-Weißensee zum Ehrengrab der Stadt Berlin. Am 9. November 1993 benannte das Land Schleswig-Holstein die Landespolizeischule in Malente-Kiebitzhörn in „Landespolizeischule Wilhelm Krützfeld“ um. Und am 5. Mai 1995 wurde an der Neuen Synagoge eine Gedenktafel angebracht, auf der der Polizeipräsident in Berlin an Wilhelm Krützfeld und sein „mutiges und entschlossenes Eingreifen“ erinnert.
Zeitstrahl Berlin
- ↑ Symbolische Grundsteinlegung – 10. November 1988
- ↓ Ein Haus namens Liebe – 1922