Religiöse Auslegung und Praxis in der Neuen Synagoge entsprachen dem liberalen Judentum, das in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Deutschland zur dominierenden Richtung wurde. Dazu gehörten verschiedene Elemente, so die Benutzung der deutschen Sprache in der Liturgie, eine Orgel und seit 1895 ein Chor, bestehend nicht nur aus Männern, sondern auch aus Frauen; nach wie vor saßen die Frauen im Gottesdienst in der Neuen Synagoge aber von den Männern getrennt, auf den Emporen. In den 1920er Jahren war die Berliner Jüdische Gemeinde mit bis zu 175.000 Mitgliedern eine der größten weltweit. Die Neue Synagoge war eine der bedeutendsten Manifestationen des liberalen Judentums, das in vielen Ländern, vor allem in den USA (gerade durch Emigrierte aus Deutschland), in verschiedensten Ausprägungen zur bestimmenden Kraft wurde.
Links: Zur Eröffnung der Neuen Synagoge Berlin erschien ein Siddur (Gebetbuch) auf Hebräisch und Deutsch. Hier eine Ausgabe des ebenfalls zweisprachigen Machsor für Rosh ha-Shana und Jom Kippur von 1893. Quelle: Centrum Judaicum, Bibliothek
Rechts: „Mittenmang und Tolerant“ Jubiläumsfeier zu 150 Jahre Neue Synagoge Berlin. Das Synagogal Ensemble Berlin am 11. September 2016 auf der Freifläche der Neuen Synagoge. Der Chor aus Frauen und Männern begleitet bis heute mit Orgel die Werke Lewandowskis im Rahmen des Gottesdienstes in der Berliner Synagoge Pestalozzistraße. © Centrum Judaicum, Foto: Anna Fischer
Zeitstrahl Berlin
- ↑ Ein Haus namens Liebe – 1922
- ↓ Louis Lewandowski – 1876