Das 19. Jahrhundert war auch in Halle geprägt vom wirtschaftlichen Aufschwung. Der Eisenbahnanschluss im Juli 1840, Zuckerrübenverarbeitung, zunehmende Nutzung von Braunkohle und kommunale Wirtschaftsplanung hallescher Kaufleute sorgten zunächst für einen allmählichen, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts dann sprunghaft verlaufenden wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt.
Trotz der Einschränkungen bürgerlicher Freiheiten durch die „Judenkonstitution“ von 1847 beteiligten sich jüdische Stadtbewohner:innen aktiv am beginnenden Prozess der Industrialisierung Halles. Sie trugen dazu bei, dass sich die Stadt zu einem der bedeutendsten Handels- und Industriezentren Preußens entwickelte. Dadurch vergrößerte sich die jüdische Gemeinde Mitte des 19. Jahrhunderts beträchtlich.
Seit 1847 war es jüdischen Gemeinden per preußischem Gesetz gestattet, Rechte einer Körperschaft öffentlichen Rechts auszuüben. Auf dieser Grundlage konstituierte sich am 20. Oktober 1858 die Synagogengemeinde zu Halle. Im Juni 1860 erhielt sie erstmals einen eigenen Rabbiner, der sich für die Gründung eines neuen jüdischen Friedhofs in der Humboldtstraße sowie für den Ausbau und die Erweiterung der Synagoge am Großen Berlin einsetzte. Erfolgreiche berufliche Tätigkeit führte bald dazu, dass eine Vielzahl der halleschen Jüdinnen und Juden zu den wohlhabenden Einwohnern zählte. In der Folge richtete die jüdische Gemeinde Legate ein und gründete Stiftungen, um Gemeindeprojekte zu unterstützen oder verarmten Jüdinnen und Juden zu helfen. Beispielsweis entstand 1839 in Halle die Gesellschaft der barmherzigen Brüder, die Geldzuwendungen leistete, bei Krankheit half und die Sterbebetreuung übernahm.
Zeitstrahl Halle
- ↑ Erweiterung der Synagoge – 1885
- ↓ Zeitweiliges Recht als Bürger – 1808