Vor dem Ausbruch des Krieges in Europa lebten die jüdischen Flüchtlinge vor allem im erschwinglichen, aber bürgerlichen Stadtteil Kowloon Tong. Sie arbeiteten als Kaufleute, Lehrer, Ärzte, Ingenieure, Musiker, Metzger und Künstler, und auch ihre Kinder besuchten die örtlichen Schulen. Es gibt Anzeichen dafür, dass sich unter den jüdischen Geflüchteten in Hongkong eine lose definierte „Gemeinschaft“ herausbildete. Zeitungsberichten zufolge lernten sich einige Flüchtlinge in der Kolonie kennen und heirateten, während andere gemeinsam Geschäfte eröffneten.
So floh im Dezember 1938 floh Erich Porges, ein österreichischer Pianist, zusammen mit zwei seiner Bandkollegen von Wien nach Hongkong. Alle drei Musiker wurden von Aaron Landau, dem jüdischen Besitzer von Jimmy’s Kitchen und dem Pariser Grill, angeworben. Erich wurde ein bekannter Musiker in Hongkong. Er trat im Hongkonger Radiosender Z.B.W. mit Unterhaltungsopern und populärer Tanzmusik auf und erteilte aufstrebenden jungen Musikern Musikunterricht. Im September 1939 wurde Porges als „feindlicher Ausländer“ am La Salle College interniert, und im Juni des folgenden Jahres wurde er aufgefordert, Hongkong zu verlassen. Porges ging daraufhin nach Shanghai, einem der wenigen Orte, die noch für Geflüchtete offen waren. Die Kriegsjahre verbrachte er im Ghetto von Hongkew, wo er seine zukünftige Frau Hedy kennenlernte. Nach dem Krieg wanderte das Paar nach Australien aus, wo Porges als Verkäufer arbeitete. Bis zu seinem Tod im Jahr 1992 trat er weiterhin als Musiker auf.
Zeitstrahl Hongkong
- ↑ Erna Friedlanders Bild der Geflüchteten – 1. April 1939
- ↓ Ansiedlung jüdischer Geflüchteter in Hongkong in Zeiten des Pazifikkrieges – 7. Juli 1937