Die erste gemeinsame Ausstellung des MOCAK und des Zentrums für verfolgte Künste

Die erste gemeinsame Ausstellung des MOCAK und des Zentrums für verfolgte Künste war „Polen – Israel – Deutschland. Die Erfahrung von Auschwitz“, die 2015 stattfand. Sie knüpfte an die Eröffnungsausstellung des Zentrums für verfolgte Künste an, die im Januar 2015 anlässlich des siebzigsten Jahrestages der Befreiung von Auschwitz im Deutschen Bundestag gezeigt wurde. Thema war die Verbindung zwischen drei Menschen: In Theresienstadt brachte Peter Kien dem zwölfjährigen Yehuda Bacon das Zeichnen bei. Beide kamen nach Auschwitz; Kien starb, aber Bacon überlebte, ging nach Jerusalem und wurde Künstler und Lehrer an der Bezalel-Akademie. Dort unterrichtete er Sigalit Landau im Zeichnen. Heute ist Landau eine der einflussreichsten zeitgenössischen Künstlerinnen der Welt.

Kien, Bacon und Landau verbindet die Katastrophe des letzten Jahrhunderts, die Shoah. Es ist der Kern ihrer Kunst.

Als Überlebender der Shoah fühlte sich Yehuda Bacon verpflichtet, seine Geschichte zu erzählen. Er beschloss, Künstler zu werden, auch um seine Erfahrungen zu verarbeiten. Diese wurden als Beweismittel in Prozessen gegen NS-Verbrecher verwendet, beispielsweise in den Frankfurter Auschwitz-Prozessen.

„Ich wollte mir alles merken, was ich sah, von Anfang an, auch wenn ich nicht glaubte, dass ich aus dem Konzentrationslager rauskomme.
Jeder war ganz allein für sich. Freundschaft war fast nicht möglich, nur wenn man jemanden zufällig sehr gut kannte oder wenn jemand ein Verwandter war. Und jetzt ist da eine Gruppe von Kindern, ehemalige Kinder. Wir waren wunderbar organisiert, waren schon zusammen in Theresienstadt. Einer half dem anderen, gab das letzte Stück Brot (…) Das existiert hier nicht. Zwischen den anderen. Also wir hatten eine bessere Chance, zu überleben. […]
Die erste Zeit nach der Befreiung. Wie lebt man? Wie gibt man da einen Sinn?
Ich bin aus dem KZ gekommen und ein kleiner Junge, und ich kann jetzt einen Stein auf sie schmeißen. Aber dann kam noch ein Gedanke Was passiert dann? Was passiert dann? Die Asche von Wisla von Auschwitz – mein Vater wird nicht plötzlich da sein. Er steht nicht aus der Asche auf. Das ist Unsinn. Was kann man machen? Und was passiert, wenn ich den Stein werfe. Vielleicht ist derjenige überhaupt nicht schuldig. Und auch wenn ja, dann gebe ich den Hass weiter. Ist da irgendwie etwas dadurch gelöst? Nichts. […]
Es gibt immer irgendwelche Entschuldigungen. Aber die Frage ist: Habe ich das getan, was ich tun konnte? Habe ich es wenigstens versucht? Jeder muss versuchen, dass zu tun, was er tun kann und das muss er wirklich mit offenen Herzen machen.“

– Yehuda Bacon im Interview für „Auschwitz und ich – Die Kunst und das Erinnern“

Als vierter Künstler mit Werken, die im Deutschen Bundestag zu sehen waren, stellte der israelische Karikaturist Michel Kichka, Nachfolger von Yehuda Bacon an der Kunstakademie, seine Graphic Novel „Zweite Generation“ vor. Es schildert einfühlsam die Traumatisierung der Kinder und Enkelkinder der Überlebenden. Die ARD unter der Federführung des Norddeutschen Rundfunks begleitete die Ausstellung im Bundestag mit dem von Patricia Schlesinger initiierten trimedialen Projekt „Auschwitz und ich“. Das Projekt umfasste neben dem umfangreichen Radio-, Internet- und Fernsehprogramm auch einen Spendenaufruf für das didaktische Programm des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau. Im Jahr 2015 wurde das gesammelte Geld im Rahmen einer Veranstaltung im MOCAK an die Gedenkstiftung übergeben.

„Wenn es um Antisemitismus, Rassismus, Xenophobie und Intoleranz geht, muss jeder da, wo er steht, deutlich machen: ‚Mit mir nicht! Nie wieder! Es darf in diesem Land nicht wieder passieren.‘ Das heißt auch, aufdecken, wo so etwas vorkommt in dieser Gesellschaft, darauf hinweisen, es analysieren, es unter Umständen anprangern und auch verfolgen. Das heißt im Klartext: Wir müssen uns wehren und auch den Anfängen wehren.”

– Patricia Schlesinger, ehemalige Intendantin des rbb

Bei der Ausstellung in Krakau wurde deutlich, wie unterschiedlich Auschwitz als Ort des Holocaust aus der Perspektive von Polen, Israelis und Deutschen wahrgenommen wird. Es entstand eine intensive Diskussion um mehrere zeitgenössische Werke.

„Die Geschichte hat dazu geführt, dass wir die ganze Verantwortung auf die Nazis abgewälzt haben. ‚Ach, das haben die Nazis gemacht, wir sind ja gut.‘ Und das ist die große Warnung: Wir müssen uns daran erinnern, dass das, was passiert ist, in uns ist, in uns allen, in der europäischen Kultur, in den Religionen Europas.“

– Maria Anna Potocka, Leiterin des Museums für Gegenwartskunst in Krakau (MOCAK) im Interview für „Auschwitz und ich – Die Kunst und das Erinnern“

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