1184 wird erstmals eine jüdische Siedlung innerhalb der Stadtmauern von Halle urkundlich erwähnt. In dem Dokument ist eine Schenkung durch Erzbischof Wichmann (vor 1116-1192) von jährlich zwei Mark, die von den halleschen Juden aufgebracht werden mussten, an das Kloster Seeburg dokumentiert. Mit der für damalige Verhältnisse hohen Summe ließ sich der Landesherr des Erzbistums Magdeburg den Schutz bezahlen, den er den Jüdinnen und Juden zur Ansiedlung gewährte. Weitere Zeugnisse jüdischer Ansiedlung in Halle stellen Ziegelfragmente und Wandungsscherben dar, die bei Grabungen in der Großen Wallstraße gefunden wurden. Sie zeugen davon, dass die Juden von Halle im Hochmittelalter über eine voll ausgebildete Gemeinde mit überregionaler Bedeutung verfügten. Zur Gemeinde gehörten eine Synagoge, Mikwe sowie ein Friedhof außerhalb der Stadtmauern. Diesem ordnen die Wissenschaftler 86 mittelalterliche und frühneuzeitliche Gräber zu, die 1987 bei Bauarbeiten auf dem Jägerplatz entdeckt wurden. Trotz des Schutzes durch den Erzbischof waren die Jüdinnen und Juden seit dem 13. Jahrhundert wiederholt Plünderungen und Brandstiftungen, Verfolgung und Vertreibung ausgesetzt. 1493 wurden sie endgültig der Stadt und dem gesamten Erzbistum verwiesen. Es sollte rund 200 Jahre dauern, bis sich Jüdinnen und Juden wieder in Halle ansiedelten. Nach der Vertreibung der Juden aus der Stadt wurde der Friedhof aufgelöst und die Grabsteine zum Bau anderer städtischer Gebäude verwendet.