Aus einem Schreiben des Norderneyer Gemeindevorstandes an den Regierungspräsidenten in Aurich vom 23.9.1933:
„… Das Verhalten zu den Juden hat Norderney ungeheuren Schaden verursacht. Tausende von deutschen Gästen, die früher zur Kur hier weilten, sind wegen der unerträglich vielen Juden der Insel fern geblieben. Viele, die Norderney noch garnicht kennen, sind wegen der Juden erst garnicht hierher gekommen. Denn Norderney war nicht nur in Deutschland, sondern auch in den übrigen europäischen Ländern als Judenbad verrufen. Eine verantwortlich handelnde Verwaltung hätte die Gefahr erkennen und ihr ein(en) Riegel vorschieben müssen. …“
In einer Presseerklärung von Dezember 1933 ließ die Kurverwaltung mitteilen, dass jüdische Kurgäste auf Norderney „nicht erwünscht“ seien. „Sollten Juden trotzdem versuchen, im kommenden Sommer in Norderney unterzukommen, so haben sie selbst die Verantwortung zu tragen. Bei vorkommenden Reibereien müßte die Badeverwaltung im Interesse des Bades und der anwesenden deutschen Kurgäste die anwesenden Juden sofort von der Insel verweisen.“ Mit der Kampagne „Norderney judenfrei” versuchte auch die SA, jüdische Kurgäste und Einwohner:innen von der Insel fernzuhalten bzw. zu vertreiben. 1937 folgte eine gesetzliche Regelung, die Juden und Jüdinnen jegliche Kuraufenthalte faktisch unmöglich machte; danach sollten sie nur noch in solchen Badeorten zugelassen werden, wo sie getrennt von den übrigen Gästen in „geschlossenen jüdischen Fremdenheimen“ untergebracht werden konnten.
Links: Verabschiedung von drei bayerischen SA-Männern durch SA-Urlauber. „Norderney judenfrei“ – diese Aussage traf nicht zu. Erst 1941 mussten die letzten jüdischen Einwohner die Insel verlassen. Fotografie, 1933. Abbildung: Stadtarchiv Norderney; Rechts: Mit der Kampagne „Norderney judenfrei” versuchte auch die SA, jüdische Kurgäste und Einwohner von der Insel fernzuhalten bzw. zu vertreiben, Stadtarchiv Norderney.
Zeitstrahl Norderney
- ↑ Pogrome auf Norderney – 9. November 1938
- ↓ Norderney nach der sogenannten Machtergreifung – 24. März 1933